Wer meinen blog schon länger verfolgt, wird vielleicht wissen, was nun kommt.
Am 31. Januar beginnt das neue chinesische Jahr und zwar gibt uns das Tierkreiszeichen "Pferd" nun die Ehre und die (Wasser-)schlange darf sich wieder zurückziehen.
Anders als bei uns, ändert sich der Tag des neuen Jahres, so kann es zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar an einem Neumond beginnen.
Das Pferd wird dem Element Feuer zugeordnet und somit steht uns ein temperamentvolles Jahr bevor. Je nach Charakter ist also das Durchsetzungsvermögen verstärkt, Ideen können mit der nötigen Hartnäckigkeit umgesetzt werden, nur mit der Geduld wird es wohl wie immer sein ;)
Um das Pferd zu begrüßen, werden wir auch dieses Jahr wieder das Neujahrsfest veranstalten. Das bedeutet, das Haus zu schmücken und das Essen vorzubereiten.
Die Farbe "rot" steht für Glück und Reichtum, also ein unbedingtes "Muss" was die Deko betrifft.
Die chinesischen Glücksstäbchen werden zu Neujahr gezogen, das Zeichen darauf zeigt dann, was für das Jahr wichtig ist oder was auf einen zukommt. Man kann dieses Orakel mit Glückskeksen, esoterischen Kartenlegungen oder auch Bleigießen vergleichen.
Im letzten Jahr
*klick* habe ich ja den wichtigsten Bestandteil des Essens selbst gemacht, den Klebreiskuchen. Es war sehr sehr viel Arbeit und deswegen wird es dieses Jahr auch nur eine vereinfachte Variante davon geben. Dennoch bin ich froh, es wirklich einmal gemacht zu haben.
Ihr werdet euch sicher fragen, warum das alles oder wie komme ich dazu, dieses Fest zu feiern. :)
Nun, es ist so, mein Interesse an die asiatische Kultur fing damals mit meinem Freund (jetzigen Ehemann) an. Er ist als Baby mit seiner Familie aus Vietnam nach Deutschland gekommen. Er war von Anfang an sehr auf sich allein gestellt, weil die Familie hier erstmal Fuß fassen musste und bis zum Schluss (30 Jahre!) nie wirklich damit zurechtkam, dass sie das Heimatland verlassen mussten.
Ein paar kulturelle Traditionen hat die Familie wohl weiterhin aufrechterhalten, allerdings hat sie mein Mann nie so in sich verfestigen können. Auch die vietnamesische Sprache reicht gerade mal zum Hausgebrauch, die Sprache zu lesen und zu schreiben wurde ihm nie beigebracht, was ich sehr schade finde.
Manchmal denke ich, ich bin asiatischer als mein Mann. Ich mache gerne mal Räucherstäbchen an, höre Teemusik aus dem fernen Osten, liebe das asiatische Essen, interessiere mich für den Buddhismus, mag die Architektur und überhaupt die Stimmung, die einen überkommt, wenn man in japanischen Gärten spazieren geht.
Ich mag die Art, die man den Asiaten nachsagt: Sie sind ausgeglichen und ruhig, aber irgendwie schwirrt auch immer was Geheimnisvolles über sie und das sehe ich als Herausforderung an :D
Leider durfte ich auch die Kehrseite der Medaille kennenlernen. Es ist nicht schön, wenn einen die Schwiegereltern (speziell Schwiegervater) nicht als Frau des Sohnes akzeptieren. Wenn einem gezeigt wird, dass eine Kommunikation nicht wirklich gewünscht ist, zumal es sowieso sprachliche Hürden gab. Es sind zwei so unterschiedliche Kulturen, die eigentlich nicht passen (können), aber wenn beide Seiten offen sind und Interesse zeigen, so sollte es keine Probleme geben. Nun, das Interesse kam wohl doch nur von meiner Seite und so habe ich mich auch mit der Zeit zurückgezogen, weil es mich zuviel Kraft gekostet hätte gegen etwas anzurennen, was nicht angenommen werden wollte.
Im Jahr 2010 verstarb dann meine Schwiegermutter ganz plötzlich, ich war mit unserem zweiten Kind schwanger und es war alles zuviel, was auf einen da einwirkte. Die Vorbereitungen der Beerdigung, die Zeremonie der Beerdigung an sich (geht über mehrere Tage) und dann sollte sie auch noch in Vietnam beerdigt werden. Das war das erste Mal, dass mein Mann und ich getrennt waren und dann war er auch noch so weit weg und das ganze dann für 3 Wochen. Für ihn ist Vietnam ein fremdes Land, seine Heimat ist hier bei uns. Es war wirklich nicht einfach, aber auch das haben wir geschafft.
Wir haben uns damit einverstanden erklärt, das Haus zu übernehmen, damit der Schwiegervater sein Leben nun wieder in Vietnam verbringen kann.
Wir übernahmen die Schulden, die noch auf dem Haus lagen, sicherten uns natürlich notariell ab, um das ganze wuppen zu können. Es waren ja nicht nur die neuen Schulden, wir mussten auch sehr viel Geld in das Haus reinstecken, viel musste erneuert werden, der Garten entrümpelt, der Keller war voll bis oben hin mit Sachen die kein Mensch braucht. Es war eine Zeit, die uns auf die Probe stellte, aber wir haben es geschafft, indem wir uns von Lasten befreit haben, ja und auch indem wir die Familie meines Mannes hinter uns gelassen haben, die uns sehr viel Steine in den Weg legte. Seitdem geht es uns besser, wir sind nicht mehr Konfrontationen ausgeliefert, die eh kein Ende finden und es begleitet uns nicht mehr das unwohle Gefühl, sobald wir mit der Familie zusammentrafen. Ich muss dazu sagen, dass der Begriff "Familie" hier nicht so verstanden werden darf, wie wir es kennen. Es wurden keine Geburtstage gefeiert, nicht mal gratuliert, jeder war auf sich allein gestellt. Der älteste Sohn der Familie kümmerte sich um alle Belange der Eltern, vernachlässigte in meinen Augen das Interesse seiner eigenen kleinen Familie. Nun, es muss jeder selbst wissen, das soll jetzt auch nicht Thema werden.
Mit jedem Handgriff den wir also im Haus machten, fing unsere Zukunft hier an. Es erinnert nichts mehr an die Belastung, die wir immer mit uns getragen hatten. Es ist wie ein Befreiungsschlag!
Ich möchte meinem Mann aber einen Teil seiner Kultur bewahren und so feiern wir das ein oder andere asiatische Fest. Natürlich nicht in dem Rahmen, wie es traditionell gefeiert wird, sondern so wie es uns möglich ist. Meinem Mann gefällt es und er freut sich, dass ich das jedes Jahr auf´s neue veranstalte, dennoch ist er eher Vertreter von unseren christlichen Bräuchen und kennt sich besser damit aus.
Aber warum nicht mal ein bisschen andere Kultur ins Haus holen? :) Zumal man wirklich was verpassen würde, wenn man Liebhaber der asiatischen Küche ist...
Danke für´s Lesen!
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße zu euch, Kerstin