Da der Mondmonat immer an Neumond beginnt, ist am 15. Tag Vollmond und im September ist der Himmel besonders klar, der Vollmond also besonders schön und rund. Nach dem Mondkalender ist diese Zeit ja Herbst, wo Getreide und Obst reifen. Am Abend des Mondfestes sitzen Familienmitglieder und Freunde zusammen, um den Mond zu bewundern. Zum Mondfest werden in jedem Jahr an vielen Orten zahlreiche Veranstaltungen zur Bewunderung des Mondes organisiert. Das Mondfest hat in der Bevölkerung nach dem Frülingsfest den höchsten Stellenwert.
So ist es leicht nachvollziehbar, dass sich in der Vergangenheit im Volk um diese magische Nacht zahlreiche Legenden bildeten, z. B. „Die Fee Chang E steigt zum Mond empor.“
Geschichte
Das Mondfest hat eine lange Geschichte. Im Altertum opferten die Kaiser im Frühling der Sonne und im Herbst dem Mond. Schon in den Geschichtswerken aus der Zhou-Dynastie (ca. 11. Jahrhundert bis 256 v. Chr.) ist das Wort „Mittherbst“ zu finden. Später folgten die Adligen und Literaten dem Beispiel der Kaiser und bewunderten im mittleren Herbst den hellen Vollmond. Später entwickelte sich diese Sitte im ganzen Volk zu einer traditionellen Aktivität. In der Tang-Dynastie (618-907) entstand das Mondfest. In der Ming- und der Qing-Dynastie (1368-1911) war es zu einem der wichtigsten Feste Chinas geworden.
Nach der Volkssage rührt das Mondfest von folgender Legende her: In grauer Vorzeit gab es im Himmel zehn sengende Sonnen. Die Kulturen waren welk, so dass das Volk in bitterer Not lebte. Ein kräftiger Held namens Hou Yi bestieg den Gipfel des Kunlun-Berges, spannte den Bogen und schoss auf einmal neun Sonnen herunter. Er befahl der letzten Sonne, jeden Tag pünktlich auf- und unterzugehen, was dem Volk zum Wohl gereichte. Deshalb wurde er vom Volk verehrt und respektiert. Viele Leute, darunter Peng Meng, gingen zu ihm in die Lehre.
Hou Yi hatte eine schöne Frau, die Chang’e hieß. Eines Tages ging Hou Yi zum Kunlun-Berg, um einen Freund zu besuchen. Dort traf er auf die Himmelskaiserin. Diese gab ihm ein Lebenselixier und sagte ihm, wenn er das Elixier eingenommen habe, werde er unsterblich sein und zum Himmel steigen können. Da er es nicht übers Herz bringen konnte, seine Frau im Stich zu lassen, gab er seiner Frau das Elixier zur Aufbewahrung. Seine Frau steckte das Elixier in ein Kästchen, was aber von Peng Meng gesehen wurde.
Eines Tages nutzte Peng Meng die Gelegenheit der Abwesenheit von Hou Yi und zwang mit dem Schwert Chang’e, das Elixier herzugeben. Da sie wusste, dass sie Peng Meng nicht entkommen konnte, verschluckte Chang’e das Elixier. Sogleich flog sie aus dem Fenster zum Mond, und Peng Meng musste fliehen.
Nach Hause zurückgekehrt, wusste Hou Yi darüber Bescheid. Er war tief traurig und rief zum Himmel den Namen seiner Frau. Erstaunt entdeckte er, dass der Mond dieses Tages besonders hell und rund war und dass es im Mond den Schatten eines Menschen gab, der Chang’e sehr ähnlich aussah. Er eilte mit aller Kraft dem Mond nach. Doch sosehr er sich Mühe gab, er konnte ihn nicht einholen.
Hou Yi dachte jede Nacht an seine Frau. Er ließ im Hintergarten, wo sich Chang’e oft aufgehalten hatte, einen Tisch mit Weihrauchstäbchen und Früchten, die Chang’e gern aß, aufstellen, um Chang’e im Mondpalast zu opfern. Als die Leute davon erfuhren, dass Chang’e zum Mond geflogen war, stellten sie auch im Mondschein einen Tisch mit Weihrauchstäbchen und beteten zu Chang’e. Seitdem verbreitete sich diese Sitte im Volk.
Das Mondfest hat viele Sitten, die von Ort zu Ort variieren. Sie drücken alle den heißen Wunsch der Menschen nach einem glücklichen Leben aus. Die wichtigsten von ihnen, die bis heute beibehalten werden, sind die Bewunderung des Mondes und das Verspeisen von Mondkuchen.
Gebräuche
Traditionell wird der Mondkuchen zum Mondfest mit verschiedenen Füllungen gegessen. Aber auch zu anderen Anlässen werden die kleinen Kuchen an Verwandte und Freunde verschenkt.
Der typische Mondkuchen ist rund, hat einen Durchmesser von etwa 10 Zentimetern und ist zirka 5 Zentimeter hoch. Er ist sehr nahrhaft und wird meistens zu chinesischem Tee serviert.
Der typische Mondkuchen enthält eine süße und etwas fettige Füllung. Manchmal enthält er außerdem gesalzene Eidotter im Inneren, die den Vollmond symbolisieren sollen. Salziges und Süßes in einem Kuchen entsprechen dem Prinzip der Harmonie von Yin und Yang. Der Kuchen wird meistens mit chinesischen Schriftzeichen verziert, zum Beispiel für „langes Leben“ oder für „Harmonie“